Die Johannes-Apokalypse
Michael Brenner

  VORWORT: DIE BILDER DER BUCHMALEREI DER „BAMBERGER APOKALYPSE“


 

Die „Bamberger Apokalypse“, ein handschriftlicher Buchcodex, ein Werk der Buchmalerei der Reichenauer Schule, gehört zu den Prunkstücken ottonischer Buchmalerei. Der Codex ist in der Zeit zwischen dem Jahr 1000 und vor dem Jahr 1020 im Benediktinerkloster auf der Insel Reichenau im Bodensee entstanden. Auftraggeber war vermutlich Kaiser Otto III (reg. 983 - 1002). Nach dessen Tod ließ Kaiser Heinrich II (reg. 1002 - 1024) die Arbeiten am Codex fortsetzen und ihn fertigstellen.1) Mehrere Schreiber haben den Text in lateinischer Sprache auf Pergament niedergeschrieben und  Buchmaler ihn bebildert.

Die Buchmalerei des Bodensee-Klosters Reichenau wurde von der Weltkulturorganisation Unesco im Jahr 2003 in das Verzeichnis des Weltdokumentenerbes aufgenommen und gehört zum „Gedächtnis der Menschheit“.

Die aus 106 Pergamentblättern bestehende Handschrift enthält  in 49 (7x7) Bildern die Apokalypse des Johannes und ein Evangelistar, und kam im Jahr 1020 anlässlich der Gründung des Bistums Bamberg durch eine Schenkung von Kaiser Heinrich II und seine Gemahlin Kunigunde nach Bamberg. Sie befindet sich heute in der Staatsbibliothek Bamberg.

Die Apokalypse gewann gegen Ende des ersten Milleniums an Aktualität, weil sie von der Entfesselung des Satans nach 1000 Jahren spricht. Das Interesse richtete sich auf das Jahr 1033, da das Todesjahr Christi den Berechnungen zugrundegelegt wurde.2)

Im Folgenden soll eine größere Auswahl von Texten aus der Apokalypse des Johannes 3) meditiert und interpretiert werden, teilweise anhand von Bildern aus der Buchmalerei der „Bamberger Apokalypse“, weil sich diese eindrucksvollen Bilder eng an den Text der Apokalypse, der Offenbarung des Johannes anlehnen und auch den heutigen Betrachter noch sehr beeindrucken können.

Eine Annäherung an die Apokalypse und ihre Deutung kann wahrscheinlich nur durch Malerei, Dichtung oder Musik und Schauspiel erfolgen, weil sich die Apokalypse an die Phantasie, die Intuition, die Kreativität und die Vorstellungskraft des glaubenden Menschen wendet, und sie eine Nähe zum Traum und zum Träumen besitzt. In verfremdeten Traumbildern tritt sie uns gegenüber, wie ein Traumbild muß sie entwirrt und gedeutet werden.

 

 

 

Karte: Die römische Provinz Asia

 

 

 

 

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