Die Johannes-Apokalypse
Michael Brenner

Anmerkungen:
 
 
1)  Der Codex der „Bamberger Apokalypse“ befindet sich in der Bamberger Staatsbibliothek (Ms.Bibl.140). Er ist in lateinischer Sprache verfasst, besteht aus 106 Pergamentblättern und enthält als Buchschmuck 57 Miniaturen und 103 ganzseitige Initialen. Im vorderen Teil enthält die Handschrift des Codex den Text der Apokalypse (fol 1-58r) mit 49 ganzseitigen oder in die Schriftpassagen inserierten Miniaturen, daran schließt sich ein Evangelistar. (Ingo F. Walther und Norbert Wolf, Codices illustres, Köln 2001, S. 118f.)


2)  Vgl. Rudolf Hoppe, in: Apokalypse, herausg. von Herbert W. Wurster u. Richard Loibl, Passau 2000, S. 162


3)  Johannes-Apokalypse im Text der Einheitsübersetzung, Katholische Bibelanstalt, Stuttgart 1980


4)  Vgl. Rudolf Hoppe, a.a.O., S. 139-158


5)  An die Gemeinde von Laodizea schreibt der Seher: „Wärest du doch kalt oder heiß.Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien“ (Offenb. 3,15 f). In Hierapolis, in der Nähe von Laodizea waren heiße Quellen, die beim Abfließen lauwarm wurden, und als lauwarmes Wasser nicht mehr zu gebrauchen waren, weder zum Trinken noch zum Waschen. Laodizea war auch bekannt wegen seine Textilproduktion (Kleider) und berühmt waren seiner Banken,und es gab auch eine pharmazeutisch-medizinische Schule (s. Heilung der Augen) dort (vgl. dazu Alexander Sand, in: Bibel heute, Die Apokalypse des Johannes, 33. Jahrg., Stuttgart 1997, S. 59 ff.)


6)  Siehe Elisabeth Schüssler Fiorenza, Das Buch der Offenbarung, Stuttgart 1994, S. 51


7)  Vgl. ebd. S. 57    
 

8)  Vgl. Sacharja 4,10: Die sieben Augen Gottes schweifen über die Erde
 

9)  Vgl. Martin Gutl, Der tanzende Hiob, Graz 1975, S. 120
 

10) Vgl. Hans Urs v. Balthasar, Die Apokalypse, in: Ja, ich komme bald, Die Endzeit im Licht der Apokalypse, Herausgeber: Informationszentrum Berufe der Kirche, Freiburg 1985, S. 120 f.
 

11) Nach dem altorientalischen Mythos besitzt der höchste Gott Bücher oder Tafeln, in denen oder auf denen das Geschick der Welt geschrieben steht. ( Elisabeth Schüssler Fiorenza, a.a.O. S. 82)
 

12) Vgl. Hans Urs v. Balthasar, a.a.O., S. 120
 

13) Vgl. ebd. S. 121
 

14) Vgl. ebd. S.121
 

15) Vgl. ebd. S. 122
 

16) Der Moloch Rom beutete die unterworfenen Provinzen aus und zog allen Reichtum und Luxus in die römische Metropole. Die „Bürger“ Roms beherrschten im 1. Jahrh. n. Christus das römische Kaiserrreich, waren dem Kaiserkult zugetan, der römischen Staatsideologie, der römischen Götterreligion. Die Christen, die ja das römische Bürgerrecht kaum besaßen, waren lediglich verachtete oder verfolgte  Untertanen ,vielfach der Unterschicht zugehörig, die auf die Herstellung der Gerechtigkeit durch Gott hofften, letztlich auf die Herstellung der Gottesherrschaft.
Der Verfasser der Apokalypse sieht die Herrschaft Roms natürlich aus einer bestimmten Sicht, aus einer bestimmten Perspektive und aus seiner Situation heraus und zwar in der Zeit gegen Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus. Er sieht sie als kosmopolitisch ausbeutende und unterdrückende Macht, die besonders Christengemeinden feindselig gegenübersteht und sie bedroht. Er kann deshalb der Herrschaft Roms und der Römer nichts Positives abgewinnen. Aus wissenschaftlich fundierter weltgeschichtlicher Sicht kann man die römische Herrschaft natürlich im Nachhinein etwas anders akzentuiert sehen. Ob es unter Domitian überhaupt echte Christenverfolgung gab, ist ungesichert, aber es gab eine Bedrohung der Christengemeinden.
 

17) In Ephesus, der Metropole in der römischen Provinz Asia, kam es häufig zu Erdbeben. Der Sonnenfinsternis in Verbindung mit einem Erdbeben maßen die Menschen große Bedeutung zu. Ephesus zählte in seiner Blütezeit im 1./2. Jahrh. n. Chr. ca. 200 000 Einwohner. Die Christengemeinde unter der Leitung von Timotheus, der 96 n. Chr. von Anhängern des Dionysoskultes erschlagen wurde, spielte in Ephesus keine große Rolle. Im Jahr 96 n. Chr. wurde der römische Kaiser Domitian ermordet.  Ephesus hatte ihm zu Ehren einen Kaisertempel errichtet, Domitian ließ sich schon zu Lebzeiten als Gott verehren, als Inkarnation des Gottes Apollo. Der Kaiserkult spielte in der Provinz Asia zur Regierungszeit Domitians anscheinend eine große Rolle.
 

18) In Ephesus stand ein Standbild des römischen Kaisers Domitian, dem man Weihrauch opferte als Zeichen der Verehrung. Wer nicht opfern wollte, konnte der Kaufmanngilde nicht angehören und keinen Handel treiben, weil er nicht das „Zeichen“ des Kaisers trug. Die bekennenden Christen waren somit stark benachteiligt, ihnen war die wirtschaftliche Lebensgrundlage entzogen.
 

19) Die Göttin „Roma“ galt als die Mutter der Götter und auch des Apollo. Der römische Kaiser Domitian sah sich als eine Inkarnation des Apollo. Mit dem Namen des Heuschreckenherrschers Apollyon, einem Synonym für Apollo, will der Verfasser sagen, dass die dämonischen Wesen den römischen Kaiser zum König haben (vgl. Elisabeth Schüssler Fiorenza, a.a.O., S. 94).
 

20) Die Heuschreckenplage ist latent vorhanden, jederzeit kann sie ausbrechen wie ein Chaos wegen der zahlreich gelegten Eier, die vor sich hinschlummern. Der klirrende Flügelschlag erinnert an klirrende Schwerter, sie tragen einen „Panzer“ und wirken wie eine Armee. Sie vermehren sich plötzlich ungeheuer, wenn es viel regnet.
 

21) Die Skorpione kommen in der Dunkelheit heraus, jagen in der Nacht, lähmen mit dem Gift ihres Stachels das Opfer und fressen es schnell auf. Sie kämpfen auch gegeneinander, nur beim „Liebestanz“ der Skorpione, der Paarung, sind sie sanft zueinander. Sie vermehren sich stark und haben gleich bis zu hundert Junge. 400 Millionen Jahre Erfahrung haben die Skorpione im Überlebenskampf.
 

22) Die griechische Göttin Artemis steht in einer gewissen mythologischen Verbindung zur apokalyptischen Frau: Sie ist die Göttin des Mondes, die darum den Bogen führt, der über Leben und Tod entscheidet. Sie wurde besonders in der Metropole Ephesus verehrt. Man hatte ihr dort früher ein Heiligtum errichtet (Artemisium).
In dem Heiligtum versteckte sich Kleopatras Schwester (1. Jahrh. v. Chr.), weil ihr Kleopatra nach dem Leben trachtete. König Krösus hatte im 7. Jahrh. vor Christus zu Ehren von Artemis einen Tempel errichten lassen, der als eines der sieben Weltwunder galt.
Artemis war die Schutzgöttin der Insel Patmos, die der Stadt Milet in Kleinasien vorgelagert ist. Nach der griechischen Mythologie ließ sich die Göttin, die Königin über alles Leben in der Natur, auf der höchsten Stelle der Insel nieder. Nach der Legende hatte Leto, als sie von Zeus schwanger war, die Eifersucht Heras herausgefordert. Hera hatte den Drachen Python ausgeschickt, um sie zu verfolgen. Nachden Leto diesem entkommen war, gebar sie Artemis. Leto gebar auch den Zwillingsbruder von Artemis, Apollo. Apollo hatte einen Sohn, Asklepios. Dieser suchte ein Mittel, um die Menschen von dem Tod zu befreien, sie unsterblich zu machen, aber Zeus tötete ihn mit einem Blitz.(vgl. Bibel heute, Heft 131, Stuttgart 1997). /// In der ägyptischen Mythologie wird die Göttin Isis vor der Geburt ihres Kindes, des Sonnengottes Horus, von dem roten Drachen Typhon verfolgt, und sie gebiert ihren Sohn auf einer Insel im Nildelta. Horus tötet dann später den Drachen Typhon.- Wenn am Himmel die Sonne ins Sternbild der Jungfrau tritt, das vielfach mit Isis gleichgesetzt wurde, dann steht am Nachthimmel der Vollmond zu ihren Füßen. Am Himmel steht dem Sternbild der Jungfrau das Sternbild der Wasserschlange Typhon gegenüber. Eine alte mythologische Tradition erzählt von der Himmelsgöttin, die täglich die Sonne gebiert, und von dem Finsternisdrachen, der diese zu verschlingen trachtet.(vgl.J. Roloff, a.a.O, S.123 ff.).
 

23) Die Vorstellung des Urdrachen könnte hier mythologisch zwei Wurzeln haben:  Zum einen den Mythos vom Kampf im Himmel (Offenb. 12,7-12), wo der Drache auf die Erde gestürzt wird, zum andern die Vorstellung vom Untier des Urchaos, das aus dem Urmeer auftaucht und die bestehende Ordnung gefährdet, die Sonne verfinstert und in die Welt und Zeit der Menschen einbricht, das Erwachen der Urschlange aus dem Schlaf (vgl. Jonageschichte).
Die feuerspeiende, geflügelte Riesenschlange lebt im Meer und erhebt sich selten in die Lüfte, sie geht auch an Land.
Gottvater, der Himmel und Erde geschaffen hat, ist der Sieger über die chaotische Gewalt, weil er das Licht schuf aus dem Chaos (Gen 1). Christus ist Herr über das Chaos, weil ihm Wind und Wellen gehorchen (Erzählung vom Seesturm), und er wandelt über das Wasser, weil er über die Mächte des Chaos hinweggehen kann.
Das nächtliche Gefängnis der Sonne ist mythologisch das Meer, in dem die Sonne versinkt. Durch das Meer führt der Weg der Sonne vom Untergang bis zum Aufgang. Licht- und Schattenwelt kämpfen gegeneinander, das Licht aber besiegt die Schattenwelt, weil die Sonne immer wieder aufgeht. In der Unterwelt, der Schattenwelt, ist die Welt der Toten, ihr „Gefängnis“ - das Licht, Christus,ist die neue Sonne, er hat die Schlüssel zur Unterwelt, er befreit die Toten aus der Schattenwelt. Er  ist es, der auf den Wellen des „Meeres von Galiläa“ geht, er geht nicht unter,er ist stärker als der Tod.
 

24) In Ephesus hatte der römische Statthalter eine Statue des Kaisers Domitian errichten lassen, in dem der Seher den wiedererstandenen Nero erblickte. Vielleicht konnte diese Statue auch durch eine Mechanik sprechen und Feuer herabregnen lassen. Die Menschen sollten staunen und die Gottähnlichkeit des Kaisers anerkennen.(vgl. Dieter Bauer, in: Bibel heute, Heft 131, 1997, S. 86ff.).
Das „Zeichen“ des Kaisers Nero ist die Zahl 666, insofern Kaiser Domitian der neue „Nero“ ist, kann diese Zahl auf ihn übertragen werden (vgl. Heinz Giesen, Johannesapokalypse, 1996, S. 112). Wenn man „neron kaisar“ (Kaiser Nero) in hebräischen Buchstaben schreibt, wo jedem Buchstaben auch eine Zahl zugeordnet ist, so ergibt die Gesamtzahl der hebräischen Buchstaben die Zahl 666 ( vgl. J. Roloff, a.a.O.).
 

25) Vgl. Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt a. M. 1959, S. 1482-1493.
 

26) Vgl. Exodus 15, 1-21: ...Rosse und Wagen warf er ins Meer (...) da standen Wogen als Wall, Fluten erstarrten im Herzen des Meeres...
 

27) Leviathan, die gewundene Schlange und Drache zugleich, bezeichnet in mythischer  Sprache das Meer, die gottfeindlichen Mächte.
 

28) Vgl. Gerd Heinz-Mohr, Lexikon der Symbole, Düsseldorf-Köln, 3. Aufl. 1974, S. 101
 

29) Siehe Rudolf Hoppe, a.a.O. , S. 155.
 

30) Der Verfasser  der Apokalypse orientiert sich bei der Vorstellung vom Neuen Jerusalem an der früheren Metropole Babylon, möglicherweise auch an der Stadt Ephesus. Ephesus besaß einen riesigen Marktplatz und prächtige Bauten mit Straßen aus Marmor. In der Stadt ensprang auch eine Quelle. Die Stadt, die am Meer lag, eine riesige Metropole, war durch Handel reich geworden, sie erlebte ihre Blüte im 1./2. Jahrh. n. Chr. und schwelgte im Reichtum. Überall standen Büsten des Kaisers und seiner Gemahlin.
 

31) Die Brustkette des jüdischen Hohenpriesters trug zwölf Edelsteine, die die zwölf Stämme Israels symbolisieren.
 

32) Das „marana tha“, Komm, Herr, erinnert an die Emmauserzählung (Lk  24,13 ff), wo die zwei Jünger den Fremden dringlich zum Mahl einladen und im Fremden beim Mahl, im Brechen des Brotes, den auferstandenen Christus erkennen. Die Emmauserzählung vom Gang nach Emmaus ist eigentlich ein „Gang“ durch den frühchristlichen Gottesdienst mit folgendem Aufbau:
    - Kyrie: „Trauer“ - Herr, hab Erbarmen mit uns
    - Erzählung über Jesu Leben, über seine Kreuzigung und der Auferstehungsbericht   
      (Zwiegespräch?)-
    - Prophetische Schriften (Altes Testament)
    - Gebet - Bittruf: Marana tha (Komm, Herr) oder dringliche Einladung an den Herrn (vgl.
       Emmausjünger)
    - Lobpreis und Brotbrechung
    - Verkündigung an die anderen, Aufruf zur Weiterverkündigung : Geht hinaus und sagt es
      weiter

Wahrscheinlich war es ursprünglich ein Abendgottesdienst: Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich schon geneigt. Da trat er ein, um bei ihnen zu bleiben. (Lk 24,29)
 
Der biblische Text der Johannesapokalypse ist entnommen der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Katholische Bibelanstalt, Stuttgart 1980
 
 
 

Literaturangabe zur Johannes-Apokalypse:

 
 
Heinz Giesen, Johannesapokalypse, Stuttgart 1986, 4. Aufl. 1996
 
Hubert Ritt, Offenbarung des Johannes, in: Die Neue Echter Bibel, Bd. 21, 4. unveränderte Aufl., Würzburg 2000
 
Jürgen Roloff, Die Offenbarung des Johannes, 3. Aufl., Zürich 2001
 
Elisabeth Schüssler Fiorenza, Das Buch der Offenbarung, Stuttgart-Berlin-Köln 1994
 
Hans Urs von Balthasar, Die Apokalypse, in: „Ja, ich komme bald“, Die Endzeit im Licht der Apokalypse, herausg. vom Informationszentrum Berufe der Kirche, Freiburg 1985
 
Apokalypse, Zwischen Himmel und Hölle, herausgegeben von Herbert W. Wurster und Richard Loibl, Begleitheft zur Ausstellung in Passau, Passau 2000
 
Die Apokalypse des Johannes, in: Bibel heute, 33. Jahrg., 3. Quartal 1997, Heft 131, Verlag Kath. Bibelwerk Stuttgart
 
Die Bibel, Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Katholische Bibelanstalt, Stuttgart 1980
 
Das Neue Testament, übersetzt von Fridolin Stier, München 1989
 
 
 
 
 
Quellenangaben:
 
 
Der biblische Text der Johannes-Apokalypse, der Offenbarung des Johannes, wurde entnommen aus: Die Bibel, Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Katholische Bibelanstalt, Stuttgart 1980.
 
Die Erlaubnis für die Übernahme von Bildern des Buchcodex der „Bamberger Apokalypse“ erfolgte durch das freundliche Entgegenkommen der Staatsbibliothek Bamberg, bei der die Urheberrechte liegen ( Staatsbibliothek Bamberg  Msc. Bibl. 140 ). Der Buchcodex der „Bamberger Apokalypse“ befindet sich in der Staatsbibliothek Bamberg.
 
Die vollständige Anzahl der Bilder des Buchcodex der „Bamberger Apokalypse“ ist im Internet zu finden unter:
Category Bamberg Apocalypse – Wikimedia Commons.
 
Eine CD-ROM mit dem gesamten Bildprogramm der „Bamberger Apokalypse“ ist beim Deutschen Historischen Museum, Unter den Linden 2, 10117 Berlin, T. 030 20304-0, erhältlich. Dabei werden die Bilder auch kunsthistorisch erklärt.
 
Die im vorliegenden Manuskript verwendeten Bilder der „Bamberger Apokalypse“ wurden mit freundlicher Genehmigung des Zentrums für Berufungspastoral, Freiburg, entnommen aus dem Buch: „Ja, ich komme bald“, Die Endzeit im Licht der Apokalypse, Freiburg 1985.
 
Die Karte: Die römische Provinz Asia, wurde entnommen aus: Bibel heute, Zeitschrift des Katholischen Bibelwerks Stuttgart, 3. Quartal 1997, S. 131 und leicht verändert
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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